Wie erkenne ich, dass mein Angehöriger Pflege benötigt?

Den meisten Menschen ist es unangenehm, im Alltag Hilfe anzunehmen – und gerade vor Angehörigen verstecken Betroffene in manchen Fällen, wie vieles an Alltagstätigkeiten nicht mehr geht. Auf lange Sicht ist das aber keine gute Lösung, denn es bedeutet für Betroffene eine große Einschränkung, wenn sie den Alltag nicht mehr allein meistern können und keine Hilfe bekommen.

Doch welche Anzeichen sprechen dafür, dass Angehörige tätig werden sollten? Woran kann man erkennen, ob ein Mensch pflegebedürftig ist? Dazu haben wir im Folgenden einige Tipps zusammengestellt.


5 Anzeichen dafür, dass jemand eventuell Pflege benötigt

Es gibt viele verschiedene Anzeichen, die darauf hindeuten, dass eine Person im Alltag eventuell Unterstützung benötigt. Diese fünf häufigsten Warnsignale sollten Sie unbedingt im Kopf haben:

1. Schlechte Hygiene: Ein häufiges Zeichen ist die Vernachlässigung der Körperhygiene und des äußeren Erscheinungsbildes, was vor allem bei Menschen auffällt, die hier früher immer viel Mühe investiert haben. Wenn Sie bemerken, dass Ihr Angehöriger plötzlich seltener duscht, ungepflegt wirkt oder dreckige Kleidung trägt, könnte dies auf Schwierigkeiten bei der Selbstversorgung hindeuten.

2. Chaos und Schmutz: Ein weiteres Warnsignal ist eine ungewohnte Unordnung oder Verwahrlosung der Wohnung. Dreckiges Geschirr, überquellende Mülleimer oder ein extrem unaufgeräumtes Zuhause können darauf hindeuten, dass alltägliche Haushaltsaufgaben nicht mehr bewältigt werden können.

3. Soziale Isolation: Der Betroffene ist antriebslos, meldet sich selten von sich aus und meidet Termine? Auch emotionale Veränderungen wie sozialer Rückzug oder Antriebslosigkeit können auf eine beginnende Pflegebedürftigkeit hindeuten und zeigen, dass die Person überfordert ist.

 

4. Starke Gewichtsabnahme: Auch Veränderungen im Essverhalten sollten Sie aufmerksam beobachten. Gewichtsverlust, abgelaufene Lebensmittel im Kühlschrank oder eine einseitige Ernährung können Anzeichen dafür sein, dass dem Betroffenen das Kochen oder der Einkauf schwerfallen. Auch bei psychischen Problemen ändert sich oft das Essverhalten.

5. Wesensänderungen: Kognitive Veränderungen wie zunehmende Vergesslichkeit, Orientierungslosigkeit oder Verwirrtheit sind ebenfalls ernstzunehmende Hinweise. Wenn Ihr Angehöriger häufig Termine vergisst, sich in bekannten Umgebungen nicht mehr zurechtfindet oder vertraute Personen nicht erkennt, sollte dies nicht ignoriert werden. Auch andere Veränderungen des Charakters wie depressive Symptomatiken oder Aggressivität sollten ernst genommen werden.


Unterschiedliches Vorgehen in temporär begrenzten und unbegrenzten Situationen

Bei Pflegebedürftigkeit muss man zwischen vorübergehenden und dauerhaften Einschränkungen unterscheiden. Nach einer Operation oder Krankheit kann es sein, dass jemand nur für eine begrenzte Zeit Unterstützung benötigt. In solchen Fällen kann eine kurzfristige Hilfe organisiert werden, bis die Person wieder selbstständig ist. Manchmal reicht es in so einem Fall auch aus, wenn Sie öfter vorbeischauen oder einige Nächte bei der Person übernachten.

Bei chronischen Erkrankungen oder altersbedingten Problemen hingegen ist oft eine dauerhafte Unterstützung erforderlich, da nicht davon auszugehen ist, dass sich die Situation noch einmal verbessert. Hier sollte eine langfristige Planung erfolgen, die manchmal auch mit baulichen Veränderungen im Haus verbunden ist, z. B. einem Treppenlift oder einer begehbaren Dusche.


Ambulante Pflege als Chance – warum es oft nicht direkt ein Heim sein muss

Gerade Menschen, denen Selbstständigkeit wichtig ist, empfinden den Gedanken an die Fremdbestimmung in einem Pflegeheim oft als extrem unangenehm. Auch, wer geistig fit ist und den Alltag „nur“ körperlich nicht mehr bewältigt bekommt, möchte oft unbedingt im eigenen Zuhause bleiben.

In solchen Fällen gibt es sehr gute Alternativen: Ambulante Pflegedienste ermöglichen es Pflegebedürftigen, in ihrer vertrauten Umgebung zu bleiben und so selbstständig wie möglich zu bleiben und dennoch die notwendige Unterstützung zu erhalten. Ambulante Pflege ist flexibel möglich und kann individuell angepasst werden – von wenigen Stunden pro Woche bis hin zu täglichen Besuchen. Deshalb sind ambulante Pflegedienste auch sehr gut für zeitlich begrenzte Situationen geeignet.


Pflege vorschlagen – Wie spreche ich meinen Angehörigen am besten auf die Situation an?

Das Ansprechen des Themas Pflege erfordert Fingerspitzengefühl und kostet viele Angehörige große Überwindung. Unser Tipp: Wenn Ihnen auffällt, dass ein Angehöriger nicht mehr allein zurechtkommt, warten Sie nicht zu lange mit einem Gespräch. Wählen Sie einen ruhigen Moment und einen neutralen Ort und schildern Sie wertungsfrei, was Ihnen aufgefallen ist.

Vermeiden Sie Vorwürfe und hören Sie aktiv zu, um die Gefühle und Wünsche Ihres Angehörigen zu verstehen. Gut sind sogenannte „Ich-Botschaften“ – machen Sie deutlich, dass Sie helfen wollen und gerne wüssten, wie Sie die Person am besten unterstützen können. In einem fairen Gespräch suchen Sie dann gemeinsam nach Lösungen und besprechen verschiedene Optionen. Vielen Menschen ist auch gar nicht klar, dass es zahlreiche gute Alternativen zu einem Umzug ins Heim gibt (z. B. ambulante Pflege, Tagespflege).


Welche Unterstützung kann ich selbst leisten und wann müssen medizinische Profis eingesetzt werden?

Als Angehöriger können Sie in vielen Bereichen Unterstützung bieten, z. B. beim Putzen und Kochen, bei der Begleitung zu Arztterminen oder einfach durch ein offenes Ohr. Trotzdem sollten Sie auf Ihre eigenen Grenzen achten. Pflege kann körperlich und emotional belastend sein – vor allem, wenn Sie dazu noch berufstätig sind oder Kinder betreuen. Medizinische Tätigkeiten wie Wundversorgung, Medikamentengabe oder spezielle Therapien sollten außerdem ausschließlich von Fachkräften durchgeführt werden.


Wie gehe ich vor, wenn ich für einen Angehörigen häusliche Pflege organisieren möchte?

Wenn klar ist, dass ein Angehöriger Unterstützung im Alltag braucht, kann das schnell zu Überforderung führen. Die gute Nachricht ist aber: Sie müssen diesen Weg nicht allein gehen. Es gibt zahlreiche Beratungsmöglichkeiten. Außerdem hilft eine gute Struktur, die Situation zu meistern.

Bevor überhaupt über konkrete Hilfen gesprochen werden kann, ist es wichtig, dass der Pflegebedarf offiziell festgestellt wird. Das geschieht über einen Antrag auf einen Pflegegrad bei der Pflegekasse. Ein Gutachter des medizinischen Dienstes (bei gesetzlich Versicherten) oder von Medicproof (bei Privatversicherten) beurteilt, wie selbstständig die betroffene Person noch ist – etwa bei der Körperpflege, beim Anziehen, bei der Ernährung oder der Mobilität.

Sobald der Pflegegrad vorliegt, sollten Sie sich zum richtigen Umgang damit beraten lassen. Die Pflegekasse selbst ist ein guter erster Ansprechpartner – dort erfahren Sie, welche Leistungen finanziert werden und wie sie zu beantragen sind. Darüber hinaus gibt es in jeder größeren Stadt sogenannte Pflegestützpunkte und Wohlfahrtsverbände, die kostenlos und unabhängig beraten. Gerne unterstützen auch wir vom Pflegedienst Ebell Sie kompetent bei allen Fragen rund ums Thema Pflege.


Kommentar schreiben

Kommentare: 0